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Name des Projekts:Hochintegrative Prozesskette zur generativen Fertigung von metallischen Hochleistungsbauteilen – HEIGHT
Projektpartner: Laservorm GmbH
Gesprächspartner:        Thomas Kimme, Geschäftsführer der Laservorm GmbH Mittweida
Robby Ebert, Projektkoordinator am Laserinstitut Hochschule Mittweida

Versuchen Sie bitte mal, Ihr Projekt für Laien so einfach wie möglich zu erklären.

Thomas Kimme: Wir haben eine hochintegrative Prozesskette zur generativen Fertigung von metallischen Hochleistungsbauteilen entwickelt. Im Volksmund würde man sagen: Wir drucken Metallteile mit dem 3D-Drucker. Der amtliche Name dafür lautet „Pulverbettschmelzen“. Stellen Sie sich eine Fläche mit Metallpulver vor, über die ein Laser mit einer Kontur fährt. Der Laser ist als Wärme- bzw. Energiequelle extrem gut lenkbar. So fein wie der Laser ist, so fein kann man die Konturen damit abbilden – alles ist frei formbar. Überall, wo der Laser hinkommt, wird das Metallpulver punktgenau verschmolzen. Darüber wird dann die nächste Schicht aufgebaut, Lage für Lage. So entsteht die gewünschte Form – auch Teile, die man auf herkömmliche Weise nicht bauen kann.

Woher kam die Idee?

Thomas Kimme: Die Anregung für das Projekt kam von der TU Chemnitz. Sie suchten noch einen Partner, der sich mit Lasertechnik und 3D-Druck auskennt, und sind mit dieser Frage an das Laserinstitut Mittweida herangetreten. Wir hatten dann die Idee, das Teil in 3D-Druck zu drucken und mit Hilfe eines neuen Oberflächenverfahrens zu bearbeiten. Mit diesem Schritt haben wir erstmals versucht, das Verfahren des Drückens bzw. Glattwalzens auf einer 3D-gedruckten Oberfläche anzuwenden.

Dazu wird ein digitaler Zwilling des Werkstücks erstellt. Alle Prozessschritte werden digital abgebildet und in einer digitalen Akte angelegt. Digitale Zwillinge hatten mich schon länger interessiert. Und so hatten wir plötzlich zwei Themen auf dem Tisch: den digitalen Zwilling – verbunden mit bergeweise Arbeit – und unseren eigentlichen Bereich, den Metalldruck. Im Grunde geht es darum, Metallformen mit dem 3D-Drucker zu generieren. Wir haben das Know-how im Maschinenbau und in der Materialbearbeitung per Laser. Dazu kam nun noch das 3D-Druck-Verfahren hinzu. Die fachliche Nähe zur Hochschule war bei der Erschließung dieses neuen Gebiets sehr hilfreich.

Ebert: Heute sieht die Fertigung ja so aus: Wir gießen, fräsen, sägen, schleifen – alles als einzelne Schritte, die nacheinander ausgeführt werden. Wir versuchen das zu integrieren und als Ganzes zu denken – sozusagen die einzelnen Schritte schon viel eher miteinander zu verheiraten. Dabei hilft uns eine eigens entwickelte Software, die Daten aus der Maschine ausliest. Klingt einfach, ist aber kompliziert.

War das für Sie Neuland?

Thomas Kimme: Wir haben so etwas noch nie vorher gemacht – und es war ein Forschungsstrang, mit dem wir eigentlich gar nichts am Hut hatten. Wir haben komplett bei null angefangen. Vier Jahre haben wir eine Maschine entwickelt, doch dann hatten wir unsere ersten Teile innerhalb sehr kurzer Zeit. Das war schon ein tolles Gefühl.

Können Sie die Ergebnisse in der Praxis anwenden? Hat Sie das Projekt wirtschaftlich weitergebracht?

Thomas Kimme: Am Anfang war überhaupt nicht klar, wohin sich das Projekt wirtschaftlich entwickeln würde. Heute haben wir viele verschiedene Einsatzbereiche. Das hat uns die Entscheidung leicht gemacht, weiter auf diesem Gebiet aktiv zu bleiben, denn unsere Erkenntnisse sind auch auf andere Bereiche anwendbar.

Wie kam der Kontakt zur Hochschule zustande?

Thomas Kimme: Herr Ebert und ich, wir waren mal Kollegen. Somit gab es zwischen uns keine Hemmschwelle. Heute ist er Projektmanager am Laserinstitut Hochschule Mittweida.

Arbeiten Sie auch anderweitig mit der Hochschule Mittweida zusammen?

Thomas Kimme: Ich gebe immer wieder gern auch kleinere Entwicklungsaufträge an die Hochschule Mittweida. Dafür brauche ich nicht immer eine Förderung. So haben wir zum Beispiel gemeinsam mit Professor Beierlein von der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften eine schnelle Steuerungselektronik entwickelt.

Ebert: Die Hochschule darf Leistungen am freien Markt zu realen Kosten anbieten. Darin eingepreist sind Kosten für Personal, Technik und Gemeinkosten.

Kimme: Und diese Kosten sind durchaus reell, sie sind nicht exorbitant. Das kann sich jedes Unternehmen leisten – und profitiert von höchster wissenschaftlicher Kompetenz direkt aus der Region. Dort sitzen richtig gute Fachexperten. Ich kann allen Unternehmen nur Mut machen: Nutzt diese Chance!

Wie wertvoll ist Ihnen die regionale Nähe?

Kimme: Zusammen an der Maschine stehen, Dinge ausprobieren, sich immer mal treffen und gemeinsam wachsen – das ist durch nichts zu ersetzen. Ich kann nur empfehlen: Augen auf – schaut zuerst, was es hier gibt. Wir haben hier in unserem Landkreis gleich zwei Hochschulen – das ist eine absolute Seltenheit in Deutschland.

Ebert: Wir haben Firmen hier aus der Region, die sind mit einem Laserthema nach Hannover gegangen, weil sie nicht wussten, dass es so etwas hier gibt. Lassen Sie sich nicht von großen Namen blenden – wir haben hier in Mittelsachsen geballte Kompetenz.

Wie sollten Unternehmen vorgehen, wenn sie über mögliche Forschungsprojekte nachdenken?

Ebert: Das Forschungsprojekt muss in die Linie passen und sich danach richten, was das Unternehmen erreichen möchte. Es sollte niemals zuvorderst um die Förderung gehen! Im Vordergrund sollten immer die Ziele stehen. Das können technologische Neuerungen sein, aber auch Personalförderung – zum Beispiel, wenn es darum geht, kluge Köpfe im Unternehmen zu halten.

Kimme: Ein gutes Briefing ist das A und O. Jeder Partner muss wissen, was der andere von ihm erwartet.

Ebert: Man muss zu den richtigen Leuten gehen. Am besten, man kennt sein Gegenüber und weiß genau, wo dessen Kompetenzen liegen. Das ist wie im wahren Leben – sich zu kennen ist immer wertvoll.

Wie kommt man denn an diese Kontakte? Kann man einfach so einen Professor anschreiben?

Ebert: Ja, das kann man! Ich spüre generell keine Berührungsängste bei den Unternehmen, auf uns zuzukommen. Die meisten Forscher sind dankbar für den Austausch mit der Wirtschaft. Außerdem gibt es an den Hochschulen in Freiberg und Mittweida extra eine Transferstelle, die den Kontakt zum richtigen Ansprechpartner herstellt.

Kimme: Meine Erfahrung ist: Selbst die großen Forscher freuen sich, wenn jemand aus der Praxis auf sie zukommt. Es sind alles Menschen, und sie empfinden es meist als wohltuend, wenn jemand die Brücke aus dem Kreis der Lehre in die Anwendung schlägt. Die Betreuer an den Hochschulen sind bewandert, wohlwollend und kooperativ. Sie kennen alle Hürden und wissen, wie man sie überwindet.

Ebert: Mein Tipp: Schauen Sie sich auf den Websites der beiden mittelsächsischen Hochschulen um! Gehen Sie mit Ihren Fragen und Ideen aktiv auf die Forschenden zu. Die Impulse für die Förderung kommen dann oft von den Hochschulen – ganz ohne teure Berater. Die Hochschulen kennen sich super aus in diesem Bereich, denn auch für sie sind Drittmittel für die Forschung ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Ist eine Forschungsförderung nur etwas für große Unternehmen?

Ebert: Transferprojekte lohnen sich für alle – auch für kleine Firmen, ja sogar für Einmann-Unternehmen und Start-ups. Dafür sind wir ja da!

Was braucht es aus Ihrer Erfahrung, damit ein Forschungsprojekt Aussicht auf Erfolg hat?

Ebert: Die Förderidee muss im Unternehmen gelebt werden.

Kimme: Wenn die Idee gut ist, stehen auch die Chancen auf eine Förderung gut. Nur Mut!

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit Win-win-Strategie: Thomas Kimme und Robby Ebert sind sich einig, dass Transferprojekte sowohl die Wirtschaft als auch die Wissenschaft beflügeln. „Selbst die großen Forscher freuen sich, wenn jemand aus der Praxis auf sie zukommt.“ Thomas Kimme (im Bild rechts) „Die meisten Forscher sind dankbar für den Austausch mit der Wirtschaft.“ Robby Ebert

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